Anwenderbericht

Koordinierte Kabelzugplanung in Tunneln

Überblick, auch wenn es eng wird

Nadja Müller

Freie Texterin und Journalistin

Koordinierte Kabelzugplanung in Tunneln

Die koordinierte Kabelplanung wird in komplexen Projekten wie dem Tunnelbau notwendig. Die Enge erfordert eine genaue Abstimmung der beteiligten Gewerke. Geschieht das auf Basis von CAD-Plänen oder einer Tabellenkalkulation, passieren nicht nur schnell Fehler. Die manuelle Arbeit ist aufwändig und erschwert die Abläufe der Folgeprozesse wie Kabelverlegung und Dokumentation. Hier hilft ein Softwaretool für die Kabelplanung in komplexen Bauten. 

Software unterstützt bei der Planung der Verkabelung von neuen Bahnstrecken und in Tunneln

Im Tunnel müssen als eisenbahntechnische Ausrüstung Daten- und Stromkabel verlegt werden,  unter anderem für die Datenübertragung von Sensorik und Signalen, für Energieversorgung, Lichtwellenleiter, Beleuchtung, Video oder aus Brandschutzgründen. Dafür wird die koordinierte Kabelplanung im Tunnel notwendig. Sie stellt einen Zusatzschritt bei komplexen Projekten wie im beengten Trassensystem eines Tunnels dar. Hier ist der Platz limitiert; sind die Leerrohre verlegt und der Beton vergossen, lässt sich nichts mehr verändern. Während die Anforderungen für notwendige Kabel durch die verschiedenen Fachplanungen erfolgen, erfordert die koordinierte Kabelplanung spezielles Fachwissen. 

Diese Art der Planung ist in der Regel mit aufwändiger Handarbeit verbunden, doch eine Softwarelösung kann die Aufgabenstellung erleichtern: der Verbindungsmanager VM.7 des Softwarehauses AT+C. Der Vorteil: Wird das Tool bereits in der Planung der Verkabelung eingesetzt, kann die spätere Bauausführung damit weiterarbeiten. Der Prozess von der Planung bis zur Abnahme des Kabelzugs wird vollständig digitalisiert, einschl. der elektronischen Erfassung der Unterschriften.  

Die Firma, die beim Projekt mit der Kabelplanung betraut war, war sofort überzeugt: Das Tool war das erste, das auch Anforderungen wie automatisches Routing abbilden konnte. Dabei werden Start und Ziel der Kabel grafisch vorgegeben, Rahmenbedingungen definiert und Wegeoptionen dann vom Programm berechnet. Zwei Abschnitte der Neubaustrecke wurden händisch geplant, zwei mit Hilfe der Software. 

Aufwändige Generierung von Tabellen-Blättern 

Vor der Einführung des Verbindungsmanagers wurden die Kabelwege in den Grundrissen der Tunnel in ein CAD-Tool eingezeichnet. Daraus wurden Excellisten erzeugt, um die Art der Kabel und ihre Streckenabschnitte bzw. Anfangs- und Endpunkte zu ordnen, etwa von welchem Verteiler oder Transformatorhäuschen zu welchem Gleisabschnitt sie verlaufen. In Schächten laufen in der Regel von allen vier Seiten Leerrohre zusammen, in denen sich verschiedene Kabelstränge bündeln, die wiederum unterschiedlich abzweigen. In dem Gebiet eines Auftrags summierte sich die Anzahl der Schächte schnell auf 400 bis 500. Jeder Schacht erhielt ein Schachtbelegungsblatt als Exceldokument mit Informationen zu den Kabeln, etwa welche Kabel durchgehen oder wo sich der Schacht befindet. Änderten sich nun Kabeltyp oder Eigenschaften auf der Strecke, konnte das bis zu 150 Schächte betreffen. Damit musste jedes einzelne Dokument manuell angepasst werden: eine anstrengende Arbeit, die darüber hinaus schnell den Rechner überlastete. Die händische Generierung der Excel-Listen aus grafischen Verläufen des CAD-Programms ist zudem stark fehlerbehaftet. Mit dem Verbindungsmanager kann das automatisiert werden. 

Folgeprozesse optimieren 

Der Verbindungsmanager kommt als integriertes Datenbanktool in der Auto-CAD-Oberfläche zum Einsatz. Auf einer Zeichnung können nun Elemente wie Schächte und Kabelkanäle nicht nur dargestellt, sondern auch mit Informationen hinterlegt werden: etwa Bezeichnung, Gewerkzuordnung und Spezifikation des Schachts oder Anzahl, Größe und Anordnung der Leerrohre in den Kabelkanälen. Im nächsten Schritt werden die Kabel mit Hilfe des automatischen Kabel-Routings eingepflegt. Anschließend kann man sich eine Kabelziehkarte anzeigen lassen, die den gesamten Weg des Kabels über alle Trassen und Schächte mit Start- und Endpunkt anzeigt. Damit kann auch auf der Baustelle leicht nachvollzogen werden, welches Kabel wo verläuft. Früher stellten die Excellisten in Kombination mit dem CAD-Plan und der Schachtdokumentation die Arbeitsgrundlage für die kabelverlegenden Unternehmen dar. Damit wurde je Schachtwand angezeigt, in welchem Leerrohr welche Kabel verlaufen. Allerdings entsprach das nicht dem idealtypischen Vorgehen der Verleger: Diese gehen pro Kabeltyp von Schacht zu Schacht und müssen wissen, aus welchen Rohren die Kabel kommen. Die Dokumentation fokussierte sich  dagegen nur auf die Schächte. Jetzt werden automatisch erzeugte Kabelziehkarten zur Verfügung gestellt, die den Verlauf des Kabels vom Start bis zum Ziel als Ganzes und nicht nur punktuell die Übergänge in den Schächten darstellen. Für die Montagetruppe ist das eine enorme Erleichterung.  

Die Vorteile  

Der Verbindungsmanager wurde innerhalb weniger Tage auf die Eisenbahnbelange angepasst. Nach der Implementierung fand ein Training der Kabelplaner praxisnah mit den Daten des Tunnelprojekts statt. Da die User bereits mit AutoCAD vertraut waren, war die Lernkurve steil und die Einarbeitungszeit kurz. Bei den Anwendern sorgt aber nicht nur das komfortable Arbeiten mit dem Tool für hohe Zufriedenheit, sondern auch die Arbeitsweise von AT+C. Problemlösungen wurden schnell gefunden und umgesetzt und der Support unterstützt bei der Anpassung von Berichten, bei Wünschen zu neuen Funktionalitäten und bei Upgrades. 

Das System hilft nun, bei der koordinierten Kabelplanung Zeit und Fehler zu sparen und es minimiert insbesondere die lästigen Aufgaben, da Änderungen nicht mehr händisch in zahlreichen Excel-Sheets vorgenommen werden müssen. Stattdessen kann die Kabelstruktur einmal angepasst werden und das Tool gibt die Ergebnisdateien automatisiert aus. 

Neben den Optimierungen in Planung und Ausführung der Verkabelung war im Tunnelprojekt ein weiteres Element von hoher Bedeutung, nämlich die vollständige Digitalisierung der Dokumentation. Mit Abschluss der Arbeiten gibt der Verleger über einen Web-Zugang alle wesentlichen Verlegeinformationen direkt in den Verbindungsmanager ein und lädt Mess-Protokolle sowie weitere Dokumente hoch. CAD-Pläne mit den Kabelverläufen, Kabelzuglisten sowie die Dokumentation der Verlegung mit den Protokollen können nun in einer Software gebündelt werden. Sie ist schnell und einfach abrufbar, nachvollziehbar und erfüllt die Compliance-Auflagen. Die Dokumentation stellt auch für die Überführung der Planung in den Bestand eine gute Voraussetzung dar: Im Falle eines Problems wenn Kabelverbindungen unterbrochen werden, bei Ausfällen, korrodierten Verbindungen oder einem überfluteten Schacht können die Verantwortlichen schnell erkennen, welche Verbindungen und Geräte betroffen sind und die Informationen gezielt abrufen. Bei Reparaturarbeiten oder Neuverlegungen lässt sich schnell in Erfahrung bringen, welche Spezifikationen der Kabel und welche Länge für das Ersatzkabel notwendig sind. Damit können mit dem Tool auch die Nachfolgeprozesse der Kabelplanung optimiert werden. 

Fazit  

Für die koordinierte Kabelplanung in Tunneln bietet sich ein Softwaretool an. Es vereinfacht den komplexen Planungsprozess, erlaubt schnelle Änderungen und automatisiert das Erstellen wichtiger Ausführungsanweisungen, was manuelle Aufwände und damit Fehler reduziert. Darüber hinaus lassen sich mit dem Tool auch Folgeprozesse vereinfachen: Es ist an die Bedürfnisse der Verleger angepasst und kann bei der Dokumentation und später im Betrieb unterstützen, weil es Störungen und Fehler schnell identifizierbar macht.

Autoren: Nadja Müller, Michael Brüning (AT+C EDV GmbH)
Bildquelle: F. Heiberger from Pixabay